Die initiale und nachhaltige Prägung von Nachwuchswissenschaftler:innen geschieht vor allem in den Einführungsvorlesungen der ersten Semester. Neben tendenziell traditionellen Inhalten dieser Lehrveranstaltungen übernehmen die zuständigen Professor:innen die Rolle von Vorbildern. Dabei mangelt es immer noch an Diversität in der Professor:innenriege und somit an greifbaren Vorbildern für eine zunehmend diversifizierte Studierendenschaft. Die in universitären Gleichstellungsberichten thematisierte „gläserne Decke“ und der Drop-Out deswissenschaftlichen Nachwuchses betrifft marginalisierte Personen umso mehr.
Nach einer erfolgreichen ersten Ausschreibung im Wintersemester 2023/24 setzt das Projekt„VO Take Over. Intersektionale Interventionen“ (organisiert von Teresa Kamencek, Carola Korhummel, Seda Pesen, Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien) daher dort an, wo strukturelle Veränderung möglich ist und stattfinden muss: Sechs Professor:innen und Lehrende der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien treten auf freiwilliger Basis jeweils einen Termin ihrer einführenden Vorlesungsreihe an junge Expert:innen ab, um kanonkritische und intersektionale Perspektiven auf die jeweiligen Geschichtsschreibungen zu eröffnen. Begrüßt werden dabei ausdrücklich Stimmen von jungen Wissenschaftler:innen aus Wien und Umgebung (Doktorand:innen und Postdocs),die FLINTA*, queer, BiPoC, von Klassismus betroffen sind oder eine Behinderung haben.
Wintersemester 2024/25:
- (1) Geschichte der Antike (Petra Amann, Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik)
- (2) Zeitgeschichte als Geschichte des 20./21. Jahrhunderts (Claudia Kraft, Institut für Zeitgeschichte)
- (3) Grundlagen historisch-kulturwissenschaftliches Denken (Dietlind Hüchtker, Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien)
- (4) Einführung in das Alte Ägypten (Elisabeth Kruck, Einführung in das Alte Ägypten: Themen im Fokus)
- (5) Einführung in die Ikonographie (Tanja Hinterholz, Institut für Kunstgeschichte)
Sommersemester 2025:
- (1) Museums, Exhibitions, Conservation (Noémie Etienne, Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien)
Ausführliche Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen sind im Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien einsehbar: https://ufind.univie.ac.at
Themenvorschläge können umfassen:
- Geschlechterdiskurse und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht in der Antike
- „Untere“ Gesellschaftsschichten und ihre Lebenswelten
- Antike Sklaverei
- Recht und Gesellschaft in der Antike
- Frauen und Macht in der Antike
- Fremdsein und Integration in antiken Gesellschaften
- Antiker Kolonialismus und Kontakte zum lokalen Umfeld
- Intersektionale Perspektiven auf die europäische Gesellschaftsgeschichte im Hinblick auf class, race, gender in politischen Umbruchszeiten (nach dem 1. Weltkrieg oder nach dem 2.Weltkrieg oder nach 1989)
- Intersektionale Analyse historischer Machtstrukturen sowie der Historiographie
- Bezüge zwischen Gender, Class und Race und deren Historisierung
- Konfessionalisierung, Moralisierung von Geschlechterbeziehungen
- Rassismus und Rassifizierung im Kolonialismus
- Sichtbarkeit von Class und Gender in der materiellen Kultur
- Rolle und Bedeutung von Frauen in der Wissenschaftsgeschichte
- Visuelle Repräsentation und Stereotypie in Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte
- Konservierung, Restaurierung, Ausstellung von Objekten
- Geschichte der Sammlungen und Geschichte der Museen
- Naturgeschichte und Botanik
Abstracts mit max. 400 Wörtern zu Ihrem geplanten Beitrag, dem Titel der gewünschten Veranstaltung sowie ein kurzer CV sind bis zum 22. September 2024 (12:00 CET) an votakeover2023@gmail.com und teresa.kamencek@univie.ac.at einzureichen. Einsendungen und Beiträge sind in Deutsch und Englisch möglich. Die Termine der Vorlesungen werden nach Zusage zum Beitrag mitgeteilt. Über die Annahme wird bis Ende Oktober entschieden.
Angenommene Beiträge werden nach erfolgter Umsetzung mit einem Honorar von jeweils 300,- € vergütet. Da weder Reise- noch Unterkunftskosten übernommen werden können, werden Einreichungen von ortsansässigen Bewerber:innen besonders empfohlen. Das Projekt wird durch die Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien gefördert.